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Geburtsbericht eines spontanen Kaiserschnittes (1 antworten)

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Hallo Mädels,
ich hatte vor der Geburt hier einen Beitrag geschrieben, weil ich mich wegen der Terminüberschreitung zunehmend verrückt gemacht hatte, ob ich eine Einleitung möchte oder nicht, bzw. wie lange wir noch auf einen spontanen Geburtsbeginn warten oder ob wir uns zum Kaiserschnitt entschließen.
Es war ein pures Gefühlschaos. Ich habe jeden Tag geweint und gehofft, dass es nun endlich spontan los gehen möge. Mein Wunsch war es, einmal im Leben eine normale Geburt zu erleben. Dennoch hatte ich Angst vor einem Riss der alten Kaiserschnittnarbe.
Die Angst war nach übertriebener Recherche im Internet so groß, dass ich mich gegen einen Einleitungsversuch entschieden habe, obwohl das Krankenhaus versicherte, das sie mit dem Gel gute Erfahrungen gemacht hätten.
So rief ich am Freitag morgen an, um denen zu sagen, dass ich am nächsten Tag keine Einleitung vornehmen lassen möchte und nachzufragen, ob ich im Vorfeld die Aufklärungsgespräche führen müsse, falls es doch zum Kaiserschnitt käme und sich der kleine Mann nicht von selbst auf den Weg begäbe.
Sie rieten mir noch am selben Tag (Freitag) wegen der Gespräche zu kommen, da am folgenden Wochenende mit längeren Wartezeiten zu rechnen sei.
Gesagt, getan. Meine Eltern hatten Urlaub und so könnten sie mich fahren und wollten mir auch in der Wartezeit Gesellschaft leisten.
Wir warteten sehr lange. Die Gynäkologin sagte, dass die Entscheidung bei uns läge, ob wir bis zum Wochenende, Montag oder Dienstag auf einen natürlichen Geburtsbeginn warten wollten. Länger würden sie nicht empfehlen. Falls sich bis dahin nichts täte, könne ich mich stationär aufnehmen lassen und nüchtern auf eine Lücke im OP Plan warten. Allerdings könne das mitunter auch bis zu mehreren Tagen dauern, da OP Plan voll und Anästhesie Kapazität mau.
Ich war erstmal niedergeschlagen. Da der Muttermund noch zu war, Hals noch erhalten, keine Wehen, Kind noch nicht ganz fest im Becken, sondern "schwer abschiebbar", stellte ich mich innerlich schon auf das Horrorszenario des ewig nüchternen Wartens ein.
Die Anästhesistin gewährte einige Schluck Wasser alle paar Stunden während der Wartezeit.
Na toll...
Die Gynäkologin wollte noch ihre Oberärztin fragen, ob sie einen Tag vorschlagen würde, bei dem der OP Plan am vielversprechendsten für eine Lücke aussähe.
Mittlerweile waren wir schon über 4 Stunden dort und schlugen die Zeit in diversen Wartebereichen tot. Mein Mann sagte, dass er früher Schluss machen könne in der Arbeit und ich bat ihn, meine Eltern abzulösen...
Als die auf mein Geheiß gegangen waren und mein Mann unterwegs zu mir war, kam die Gynäkologin zu mir in den Wartebereich und sagte, dass die Oberärztin leider auch keinen Tag ausmachen konnte, der sich anbieten würde. Sie wären einfach hoffnungslos überfüllt. Wenn wir warten würden, könnte es ja sein, dass sich der kleine Mann doch noch entschließt... Die einzige Alternative, die sie mir anbieten könne, wäre den Kaiserschnitt JETZT zu machen. Ich fragte "Wie jetzt?" Und sie sagte "Ja jetzt haben wir 2 Stunden freie OP Kapazität und die Oberärztin hätte das als einzige Option gesehen ohne unbestimmte Wartezeit.". Ich war total überfordert. Sie sagte wir sollten uns schnell entscheiden. Ich bat um Geduld bis mein Mann ankommt. Als der da war, entschieden wir aus reinem Bauchgefühl, diesen Termin zu nehmen, um uns weitere zermürbende Tage zu ersparen und einen ungewissen Ausgang. Nach der Entscheidung weinte ich erstmal. Ich hatte natürlich nichts dabei, aber durch die ewige Warterei war ich quasi "nüchtern" und schon ging es los. Eine dickere Hebamme mittleren Alters mit osteuropäischen Akzent holte uns ab und half mir beim umkleide, legte das CTG an. Dann kam eine kleine asiatische Anästhesistin und erklärte kurz das Prozedere der Spinalanästhesie. Als sie den Raum verlassen hatte, machte mein Mann einen Witz mit Asia-Akzent-Imitation "und für mich bitte das Sushi und den gebratenen Reis". Ich musste so lachen, dass das CTG bei der Wegen Kurve ausschlug. Danach kam ihr Oberarzt Prof so und so, der die Anästhesie ausführen würde. Ich durfte ein fläschchen mit seltsam schmeckendem Zeug gegen Erbrechen trinken und schon ging's zum OP. Die Hebamme hielt vor der OP Tür inne und sah mich und meinen Mann erwartungsvoll an. Ich fragte sie, worauf wir warten. Und sie sagte, dass sie dachte, dass wir beide uns noch verabschieden wollten. Ich sagte: aber wir sehen uns doch in 10 Min im OP wieder, warum sollten wir uns verabschieden?
Der Anästhesist und das ganze OP Team waren gut drauf, es wurde aber Recht viel telefoniert. Wir scherzten. Der Pfleger hatte aus Versehen etwas Blut aus meinem Zugang im Arm tropfen lassen und ich beklagte mich gleich, dass ich doch eh schon eine Anämie hätte und er jetzt den Wert um einen weiteren Punk auf der Skala gemindert hätte. Wir lachten. Der Anästhesist versemmelte den ersten Versuch, ein stehender Schmerz durchzog meinen linken Oberschenkel. Aber dann probierte er die zweite Höhe und es klappte. Die Gynäkologen kamen herbei und kurze Zeit später war der kleine Spatz geboren. Er hatte keine Käseschmiere mehr und sah ganz rosig aus. Er schrie auch sofort und hat laut meinem Mann auch direkt gepinkelt, was ich aber nicht gesehen habe. Danach das übliche Prozedere. Mein Mann stellte sich etwas ungeschickt an, als er mit dem kleinen wieder in den OP kam. Er wollte ihn mir so hingeben, dass ich ihn sehen kann und irgendwie klappte das nicht, ohne das Baby halb kopfüber zu halten. Ich sagte, er solle es sein lassen. Ich würde ihn gleich sehen. Die Hebamme ließ sich dann aber für meinen Geschmack etwas zu viel Zeit mit Fußabdruck, messen usw. Ich hätte ihn gerne davor gehabt. Aber dann dachte ich: komm lass sie das fertig machen, sonst nimmt sie ihn dir gleich wieder weg dafür. Das war ok. Ich entspannte mich und sah ihr zu und dann brachte sie ihn mir. Ich legte ihn an und er saugte schon super.
Ich war seelig. Auch wenn es jetzt ein "Wunschkaiserschnitt" geworden ist, bin ich doch zufrieden. Der Kleine hatte 4180g und 57cm.

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